Zeitungsartikel aus dem Burghauser Anzeiger
Montag, 7. Dezember 2009 • NUMMER 284 • www.pnp.de

 

Alpenlachse als Alleskönner

Neuerdings Zucht in Burgkirchen - Erich Westenkirchner ist der erste Lizenzpartner in Deutschland

                
BURGHAUSEN.
Jeder weiß, dass Fisch gesund ist, wichtige Fette und Eiweiße enthält und nicht gerade zu den Dickmachern zählt. Das alles trifft auch auf den Alpenlachs zu, aber: Er kann noch mehr. Wegen der besonderen Biologie des Fisches selbst und der einzigartigen Aufzucht- bedingungen, entwickelt der Alpenlachs einen hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren. Erich Westenkirchner aus dem Landkreis Altötting ist der erste Fischzüchter in Deutschland, der die Lizenz besitzt, den Alpenlachs zu halten und zu vertreiben. In Österreich ist der Fisch wegen seines Mehrwerts sogar in Apotheken erhältlich. „In Deutschland ist der Alpenlachs kaum bekannt, weil er bisher nicht erhältlich war“, erklärt Westenkirchner. Bisher ist noch nicht geklärt, ob der Alpenlachs hier zu Lande künftig in den Regalen der Apotheken zu finden sein wird: „Dafür habe ich auch bei weitem nicht die Kapazitäten“, räumt Westenkirchner ein. Außerdem sei das Arzneimittelschutzgesetz in Deutschland ein anderes als in Österreich. Das muss noch geprüft werden, sagt er.
  Fische springen im Wasser
Kein Kostverächter: Erich Westenkirchner beim Filetieren eines geräucherten Alpenseelachses (kleines Foto). Die Fütterung der Fische findet alle 20 Minuten satt − nur eine der vielen Besonderheit bei der Aufzucht der Tiere. − Fotos: Königseder
Der Hochbautechniker hat vor zwei Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht. Schon von klein auf war er von Fischen fasziniert. „Hinter unserem Haus verlief ein Bach, da waren viele Fische drin und mit vier Jahren habe ich die erste Angel bekommen“, erinnert sich Westenkirchner. Seitdem ist er auf den Fisch gekommen. Vor einigen Jahren dann ist der Haiminger durch Zufall auf den Alpenlachs und seinen Vertreiber, den Österreicher Peter Brauchl, gestoßen. Vier Jahre später war es endlich so weit: Der Fisch wurde zum Lebensmittelpunkt für Westenkirchner. Er hat sich selbstständig gemacht, um sich ganz den Kiementieren zu widmen. Angefangen hat er mit den Klosterteichen in Raitenhaslach, wo er heute noch den so genannten Klostersaibling züchtet. Nach dem ihm dort über Nacht einmal 1500 Forellen gestohlen wurden, ist er mit dem Alpenlachs ins benachbarte Burgkirchen umgezogen. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Aufzucht der Tiere waren nach entsprechenden Umbauten und Investitionen gegeben.
 
Die Lizenz für den Alpenlachs ist nicht für jeden zu bekommen: „Man muss schon das nötige Know-how mitbringen und die geeigneten Becken haben. Das Wasser spielt die entscheidende Rolle: Je kälter es ist, desto wohler fühlt sich der Alpenlachs“, führt Westenkirchner aus. Der Alpenlachs stammt hauptsächlich aus Grönland und ist eigentlich ein Eismeer-Saibling, der im Polarmeer beheimatet ist. Eine weitere Besonderheit: Der Alpenlachs kann sowohl im Süß wie im Meerwasser leben. Eine der Grund- voraussetzungen, dass er in unseren Gefilden gezüchtet und gehalten werden kann. „In seiner natürlichen Umgebung schwimmt der Alpenlachs im Sommer ins Meer und frisst sich voll. Über den Winter lebt er dann im Süßwasser, also in Flüssen oder Seen“, so der Fischkenner. Der Alpenlachs wird als „Setzling“ einmal im Jahr von Wien gewissermaßen importiert. Die Fische brauchen etwa zwei Jahre, bis sie zum Verzehr geeignet sind und eine entsprechendes Gewicht von 500 bis 800 Gramm erreicht haben.
 
Geschlechtsreif werden sie im übrigen erst mit vier Jahren. Das ausgeklügelte Fütterungssystem, das die Wiener entsprechend perfektioniert haben und von Westenkirchner übernommen wurde, stellt ebenfalls eine Besonderheit dar und funktioniert folgendermaßen: In 20-minütigen Intervallen wird über eine Maschine Futter in die Becken gestreut. Die Menge ist entsprechend der Anzahl und Größe der Fische reguliert. Sie ist allerdings so gering, dass die Alpenlachse das Futter direkt aufnehmen und sich somit keine Reste auf dem Beckengrund absetzen können. Die Besonderheit ist, dass die Fische so immer in Bewegung bleiben müssen und die Fütterung das natürliche Jagdverhalten der Tiere nachahmt. Nur durch die naturgemäße Bewegung können die Alpenlachse die Nahrung in Omega-3-Fettsäure umwandeln. Westenkirchner nennt das: Verstoffwechseln. „Das genau ist der Clou“, sagt er. Bisher beliefert der Unternehmer vor allem die heimische Gastronomie und Privatkunden. „Die Nachfrage steigt auch
 
ohne Werbung stetig an“, sagt der Haiminger. Aber zu viel soll es erstmal nicht werden: „Ich will lieber weniger Fische und dafür die Qualität hoch halten, als zu viele und damit einen Fisch, der nicht schmeckt“, so Westenkirchner. Auch seine Frau Claudia ist vom Alpenlachs überzeugt: „Der Fisch bietet die einmalige Möglichkeit in unseren Breitengraden an frische, unbelastete Omega-3-Fettsäure zu kommen und gleichzeitig auf die Ernährung zu achten. “Der Alpenlachs wird traditionell zur Haltbarmachung in einer Salzlache gebeizt, kalt geräuchert und vakuumverpackt. Durch das Verfahren wird der Fisch, der stets fangfrisch verarbeitet wird, ein bis zwei Wochen haltbar gemacht. Geschmacklich beschreibt Westen- kirchner den Alpenlachs als „leicht nussig“. Wer den Fisch einmal aus der Nähe sehen will, kann freitags von 10 bis 13 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr in der Fischzuchtanlage in Burgkirchen bei Claudia und Erich Westenkirchner vorbei schauen. − ka